Chirugie
1.1 Tätigkeitsbereich
Während meines Praktikumseinsatzes in der Chirurgie lag der Fokus insbesondere auf dem Kennenlernen des CT-Geräts Somatom Definition AS, einem eher älteren Modell, sowie dem deutlich anderen Handling der Röntgenröhre im Vergleich zu modernen Systemen. Die Arbeit mit diesem CT Scanner erforderte eine andere Bedienung als ich sie vorab kannte. Dies war eine interessante Herausforderung.
Zu Beginn wurde uns jedoch von der leitenden MTR in der Chirurgie mitgeteilt, dass sie aufgrund von Personalmangel nur begrenzt Zeit für ausführliche Erklärungen und Anleitung haben würde. Das führte zunächst zu Unsicherheiten, da nicht klar war, in welchem Umfang wir eigenständig Aufgaben übernehmen durften. Dadurch wurde die Eigenmotivation etwas gebremst.
Trotz dieser Einschränkungen gab es zwischenzeitlich Phasen, in denen wir vernünftig angelernt wurden und wertvolle Einblicke in die Arbeitsabläufe erhielten. In diesen Momenten konnte ich meine Kenntnisse zur knöchernen Anatomie des menschlichen Körpers, die durch die Unterrichtsvorbereitung besonders gefestigt waren, gut einbringen. Gerade in der Chirurgie, die häufig mit Frakturen durch Stürze und Verkehrsunfälle konfrontiert ist, war dieses Wissen besonders nützlich.
Obwohl es teilweise an Möglichkeiten fehlte, sich eingehend mit den Bildern oder spezifischen Anforderungen der Untersuchungen zu befassen, boten die wenigen praktischen Anleitungen dennoch wertvolle Lernmöglichkeiten. Insgesamt verlief der Einsatz in der Chirurgie aufgrund der anfänglichen Einschränkungen nicht ganz so wie erwartet, aber die Phasen der Anleitung ermöglichten es trotzdem noch, wichtige Erfahrungen zu sammeln und mein Wissen in die Praxis umzusetzen.
Zuletzt geändert: Donnerstag, 26. September 2024, 13:22
1.2 Beschreibung der Abteilung
Die chirurgische Abteilung, in der ich mein Praktikum absolvierte, befindet sich abseits der Türme, in einem fast angrenzenden Gebäude auf der 1. Ebene. Im Unterschied zu den anderen Abteilungen, die ich zuvor durchlaufen habe und die in den Türmen untergebracht sind, ist der Schwerpunkt hier eindeutig auf chirurgische Patienten ausgerichtet. Während in den Türmen hauptsächlich Erkrankungen wie Tumore oder Schlaganfälle behandelt werden, hat diese Abteilung vor allem mit Frakturen, Stürzen und Verkehrsunfällen zu tun.
Die Abteilung verfügt über ein CT-Gerät und zwei Röntgenräume. Von den beiden Röntgenräumen wird einer jedoch nur selten genutzt, es sei denn, die Anforderungen sind so hoch, dass parallel gearbeitet werden müsste. Dies kommt jedoch selten vor, da es an ausreichendem Personal mangelt.
Ein besonderes Merkmal der chirurgischen Abteilung ist der direkte Zugang zum Schockraum auf derselben Ebene. Dieser direkte Weg ist von zentraler Bedeutung für die Versorgung von Schwerverletzten. Bei einem schweren Unfall werden Patienten durch den Rettungsdienst (RTW) zunächst in den Schockraum gebracht, wo sie eine erste Notfallversorgung erhalten. Zu dieser Erstversorgung gehört auch, dass Röntgenaufnahmen des Beckens und des Thorax gemacht werden, um kritische Verletzungen auszuschließen – wie z.B. einen Pneumothorax (Luftansammlung im Brustkorb) oder Beckenfrakturen, die eine sofortige Intervention erfordern könnten.
Da diese Röntgenuntersuchungen essenziell für die schnelle Diagnose und Behandlung sind, ist es wichtig, dass immer eine MTR zur Verfügung steht, um direkt vor Ort die Röntgenaufnahmen anzufertigen. Durch die gut durchdachte räumliche Anordnung kann der Patient anschließend unmittelbar zum CT gebracht werden, ohne Zeit zu verlieren, was bei schwerstverletzten Patienten lebensrettend sein kann. Die logistische Nähe und der schnelle Zugang zwischen Schockraum und radiologischen Einrichtungen tragen somit entscheidend zur effektiven Notfallversorgung bei.
Zuletzt geändert: Donnerstag, 26. September 2024, 13:32
1.3 Arbeitsumfeld und Team
Das Arbeitsumfeld und Team in der chirurgischen Abteilung, insbesondere in Verbindung mit der Betreuung des Schockraums, stellte sich als sehr speziell heraus. Da es nur wenige MTRs gibt, die sowohl in der allgemeinen Radiologie als auch in der Chirurgie eingesetzt werden können, besteht das Team aus festen, eingespielten Mitarbeitenden, was zu einer sehr stabilen Personalstruktur führt. Tatsächlich war der Wechsel im Personal so gering, dass man ihn sprichwörtlich an einer Hand abzählen konnte.
Zu Beginn meines Praktikums fiel mir auf, dass gleichzeitig mit mir eine weitere Schülerin ihren Einsatz in der Chirurgie startete. Zusätzlich wurde durch die Abteilung ein neues Rotationsprinzip eingeführt, das auf den Wechsel des leitenden Arztes zurückging. Dadurch befand sich auch eine MFA (Medizinische Fachangestellte) über die gesamte Woche hinweg in der Einarbeitung, was die Dynamik im Team zusätzlich beeinflusste.
Die Situation gestaltete sich etwas schwierig, da die leitende MTR uns Praktikanten nicht so empfing, wie wir es vielleicht erwartet hatten. Sie machte von Anfang an deutlich, dass sie aufgrund der zusätzlichen Belastung, drei unerfahrene Personen einarbeiten zu müssen, keine Zeit habe, uns intensiv anzuleiten. Einerseits war dies nachvollziehbar, da wir zu dritt waren und ihre Arbeitsbelastung deutlich spürbar war. Andererseits war es für uns enttäuschend, da ich mir von diesem Einsatz erhofft hatte, mehr praktische Erfahrung zu sammeln, statt nur aus der Beobachterposition heraus zu lernen.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer zeigte sich manchmal, wenn die Spätschicht begann. Doch leider befanden wir uns in einer Woche, in der es nur sehr wenige Patienten gab, sodass wir uns förmlich um Arbeit "ringen" mussten. Das führte dazu, dass ich ein unangenehmes Gefühl des Drucks verspürte. Es war schwierig, mit so viel Personal vor Ort zu sein, aber gleichzeitig keine klare Aufgabe zu haben. Dadurch stieg der innere Druck, etwas Sinnvolles tun zu wollen, ohne genau zu wissen, was von uns erwartet wurde.
In dieser Abteilung waren zudem Assistenz- und Oberärzte tätig, die teilweise allein bestimmte Untersuchungen, wie die Durchführung von DSA (Digitale Subtraktionsangiografie) oder Breischluckuntersuchungen, durchführten. Wir bekamen jedoch leider keine Gelegenheit, solche Untersuchungen mitzuerleben, ebenso wenig wie Drainagenanlagen, die von Ärzten und MTRs gemeinsam angeleitet werden.
Ein weiterer Aspekt, der mir unangenehm auffiel, war die Situation während der Röntgenaufnahmen. Oftmals waren wir mit vier Personen im Raum – inklusive der leitenden MTR – und standen sozusagen „über die Schulter schauend“ dabei. Diese hohe Anzahl an Personen empfand ich als sehr belastend, sowohl für uns als Lernende als auch für die MTR, die uns alle anleiten musste. Sie äußerte mehrfach, dass diese Situation auch für sie stressig und überfordernd sei, was nachvollziehbar war.
Insgesamt war das Arbeitsumfeld durch die ungewöhnliche Teamzusammensetzung und die Herausforderungen der Anleitung geprägt von Stress und Unsicherheiten. Das Team war zwar eingespielt, aber die zusätzliche Belastung durch die vielen Lernenden erschwerte den Alltag für die MTRs und machte es uns ebenfalls nicht leicht, unseren Platz zu finden.
1.4 Genutzte Technologien und Protokolle
Während meines Praktikumseinsatzes in der chirurgischen Abteilung konnte ich Einblicke in verschiedene Technologien und Protokolle gewinnen, die in der radiologischen Diagnostik eingesetzt werden. In diesem Bereich befinden sich zwei Röntgenröhren, die beide recht modern und vollautomatisch sind. Obwohl dies auf den ersten Blick wie eine Erleichterung erschien, stellte ich schnell fest, dass das automatische Einstellen der Geräte eine Herausforderung darstellt, insbesondere im Vergleich zu den manuellen Einstellungen, die ich zuvor gewohnt war.
Das automatische Einstellen des Röntgengeräts empfand ich als schwieriger, da es mich dazu verleitet hat, weniger über das Verhältnis von Fokus-Detektor-Abstand (FDA) und anderen wichtigen Parametern nachzudenken. Ich begann zu verstehen, warum uns in der Orthopädie nahegelegt wurde, das manuelle Einstellen der Geräte intensiv zu üben. Das manuelle Vorgehen hilft dabei, die grundlegenden Prinzipien der Röntgentechnik im Kopf zu behalten, während das automatische System dazu führt, dass man sich schneller auf die Technik verlässt und wesentliche Details aus den Augen verliert.
Eine weitere Herausforderung in der chirurgischen Abteilung war die Lagerung der Patienten, da viele von ihnen aufgrund von Frakturen starke Schmerzen hatten. Es war beeindruckend zu beobachten, wie die leitende MTR trotz dieser Umstände die Lagerung perfektionierte und selbst unter schwierigen Bedingungen gute Bilder erzielte. Besonders bei Patienten mit externen Fixateuren war es schwierig, die richtige Lagerung zu finden, ohne die Verletzten weiter zu belasten. Ich lernte, dass bei solchen Fällen viel Fingerspitzengefühl gefragt ist, um die Patienten korrekt zu positionieren und gleichzeitig ihre Schmerzen zu minimieren.
Neben den Röntgengeräten gab es in der Abteilung auch einen älteren CT-Scanner, das Siemens Somatom Definition AS. Obwohl das Gerät nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik ist, leistet es immer noch hervorragende Arbeit bei der Bildbearbeitung und liefert präzise Diagnosen. Die Lagerungshilfen und Abläufe beim CT waren größtenteils identisch mit dem, was ich bereits kannte, sodass ich beispielsweise Schädel-CTs problemlos durchführen konnte. Bei speziellen Programmen, die nur in der Chirurgie verwendet werden, musste ich jedoch noch einmal nachfragen und diese neu erlernen.
Das Lagern der Patienten im CT-Bereich stellte ebenfalls eine Herausforderung dar, besonders bei Personen mit Knochenbrüchen. Es war oft unklar, wo man anpacken durfte, um keine zusätzlichen Schmerzen zu verursachen oder eine Verletzung zu verschlimmern. Mit der Zeit gewann ich jedoch an Sicherheit, und gegen Ende meines Praktikums konnte ich die Patienten besser lagern und die Situation einschätzen. Auch das eigenständige Fahren des CT-Scanners fiel mir nach etwas Übung leichter, obwohl mir die Rekonstruktion der Bilder zunächst Schwierigkeiten bereitete.
Insgesamt fühlte ich mich zum Ende hin im CT-Bereich besser eingearbeitet als im Röntgenbereich, da mich die vollautomatischen Röntgengeräte anfangs eher verwirrt haben. Dennoch war es eine wertvolle Erfahrung, sowohl die Herausforderungen der automatisierten Systeme als auch die anspruchsvolle Lagerung von verletzten Patienten kennenzulernen.
1.5 Patient im Fokus
Während meines praktischen Einsatzes in der Chirurgie stand für mich der Patient stets im Fokus, was insbesondere im Kontext der Schockräume eine zentrale Rolle spielte. Schon bevor ich in die Abteilung kam, hatte ich ein gewisses Maß an Angst und Unsicherheit – vor allem, was den Umgang mit Schockräumen anging. Da ich in meinem Orientierungspraktikum keinen direkten Kontakt zu einem Schockraum hatte, wusste ich nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich nun aus einer anderen Perspektive damit konfrontiert werden würde.
In dieser Woche hatte ich die Möglichkeit, mehrere Schockraum-Situationen zu beobachten, und ich konnte schnell lernen, diese von meinen persönlichen Ängsten abzugrenzen. Glücklicherweise waren die Fälle, die ich miterlebte, nicht von extrem dramatischer Natur. Dennoch blieb eine gewisse innere Unsicherheit, besonders in einem Fall, bei dem ein Kinder-Schockraum ausgelöst wurde.
Als wir im Schockraum ankamen, trug eine Erzieherin das verletzte Kind auf den Armen. Auf Nachfrage der Ärzte berichtete sie, dass das Kind von einem anderen Kind mit einer Holzachterbahn abgeworfen wurde. Das Kind war hellwach und schien mehr Angst vor der ungewohnten Situation und den vielen Menschen zu haben als vor Schmerzen. Der Arzt untersuchte das Kind und stellte fest, dass es möglicherweise nur über Nacht zur Beobachtung bleiben müsste. Obwohl die Situation glimpflich ausging, war ich überrascht, wie viele Ärzte und andere Fachkräfte für einen solchen Fall mobilisiert wurden. Schockräume erfordern, dass Bereiche wie Anästhesie, Pflege, MTRs und Radiologen ihre Arbeit unterbrechen, um die Erstversorgung sicherzustellen – selbst wenn der Fall letztendlich harmloser ist, als zunächst befürchtet.
Die Chirurgie bot jedoch oft ein anderes Bild von Patienten, als ich es aus anderen Abteilungen gewohnt war. Hier hatten wir häufig mit schwerstverletzten Personen zu tun, die oft in externen Fixateuren lagen. Diese Fixateure – teils wilde Metallstangen, die an den Betten befestigt waren – waren für mich anfangs ungewohnt und der Umgang mit solchen Patienten erforderte ein gewisses Maß an Feingefühl und technischer Kompetenz, die ich erst lernen musste. Die Verletzungen waren teilweise sehr schwerwiegend, und es war für mich eine völlig neue Erfahrung, mit so blutigen und teilweise komplexen Verletzungen konfrontiert zu sein.
Erstaunlicherweise stellte ich fest, dass mich diese blutigen Verletzungen weniger belasteten, als ich anfangs gedacht hatte. Vielmehr rückte der Fokus immer stärker auf den Patienten und seine bestmögliche Versorgung. In der Chirurgie geht es häufig darum, schnelle und effektive Entscheidungen zu treffen, besonders wenn es um die Erstversorgung in einem Schockraum oder die Stabilisierung schwerverletzter Patienten geht. Das hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, professionell zu bleiben, selbst wenn die Situation emotional oder stressig sein kann.
Insgesamt hat mir dieser Einsatz nicht nur geholfen, meine Unsicherheiten zu überwinden, sondern auch meinen Blick für die Bedürfnisse der Patienten zu schärfen. Ich habe gelernt, mit schwierigen und verletzlichen Patientengruppen umzugehen, sei es in einem Schockraum oder in der alltäglichen Versorgung schwer verletzter Menschen. Der Patient bleibt immer im Zentrum, und der Einsatz für ihre Gesundheit und Sicherheit steht an oberster Stelle – egal, wie herausfordernd die Situation ist.
Zuletzt geändert: Donnerstag, 26. September 2024, 14:12
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